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Kaltblüter

Eine kurze Geschichte der sanften Giganten

Wer hätte das gedacht


38 Grad, wärmer sollten Pferde nicht werden, egal ob Kalt- oder Warmblut. Der Name bezieht sich eher auf das Temperament und hat nichts mit der Körpertemperatur zu tun. Kaltblüter sind Arbeitstiere, welche in frühen Jahren Menschen bei der tägliche Arbeit geholfen haben. Dabei war es wichtig im Team mit dem Pferdeführer eine kontinuierliche Leistung abzuliefern. Der Kontrast dazu sind Warmblüter, gerne nervös, bereit schnell zu reagieren, Rennpferde. Das bedeutet nicht, dass man nicht auch ein Kaltblut für Rennen nutzen kann, nur leider wird das nicht oft gemacht.
Kaltblüter wurden in der Vergangenheit vielseitig eingesetzt, vom Biertransport über die Landwirtschaft bis hin zum Bergwerk. Heute sieht man sie oft noch als Kutschpferde oder als Spezialisten im Holzrücken. Für eins waren sie trotz ihrer Statur nie geeignet: zum Krieg. Kaltblüter sind Gewohnheitstiere und brauchen einen geregelten Tagesablauf. Hätten Sie's gewusst?

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Warum Kaltblüter?


Kaltblüter bestechen allein durch ihre Präsenz. Sie strahlen Kraft aus, aber gleichzeitig eine unglaubliche Ruhe. Sie bleiben im Hintergrund, werden aber durch blitzschnelle Kraftentfaltung Herr der Lage. Und wer starrt nicht fasziniert auf Mähne und Behang?
Man kann es aber auch realistischer betrachten. Warmblüter sind meist Rennpferde und als solche von kleiner Statur. Zwischen Reiter und Pferd sollte aber immer das richtige Verhältnis von Körpergröße, -volumen und -masse bestehen. Leider ist das oft nicht der Fall, zu große Reiter zwängen sich auf zu kleine Pferde. Das ist nicht nur ungesund für das Pferd, es sieht auch albern aus. Es fällt einem bei diesem Anblick sofort der Bär im Zirkus auf einen sehr kleinen Fahrrad ein.
Kaltblüter sind hier anders. Wegen der meist vorhandenen Körperfülle sehen auch große Reiter auf Kaltblütern gut aus. Und für die Ladies: Echte Frauen brauchen auch echte Pferde. Eleganz zeigt sich im Zusammenspiel zwischen Reiter und Pferd, hier sind aber auch die Proportionen wichtig. Ein Quarterhorse mag im Wilden Westen schnell um jede Kurve biegen können. Aber wer gibt sich schon mit einem "Viertelpferd" zufrieden?
Aber nicht nur Größe und Erscheinung sprechen für Kaltblüter. Gerade wegen des gutmütigen Characters sind Gefahrensituationen oft einfacher zu meistern.
Bei all den positiven Eigenschaften darf man allerdings eines nicht vergessen. Kaltblüter sind Kraftpakete. Während Araber oder Quarterhorse sich um die 600kg bewegen, gehen Kaltblüter, speziell die großen Rassen, eher in Richtung von 800-1.000kg. Und diese wollen kontrolliert und beherrscht werden.

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Clydedales


Über 100 Meilen zieht sich der Fluss Clyde durch Schottland, bis er östlich von Glasgow in den Firth of Clyde und von dort in den Atlantik mündet. Auf dem Weg dorthin durchzieht er die Central Lowlands, eine von ausgedehnten Weiden und sanften Hügel geprägte Landschaft im Süden Schottlands. Diese heute als Lanarkshire bekannte Region ist die Heimat des Clydesdale, dem schottischen Nationalpferd. Ursprünglich entstand die Rasse als reines Arbeitspferd für den Bergbau. Es war sehr kräftig, aber gleichzeitig von relativ niedriger Statur. Sehr schnell zeigte sich aber die gute Eignung als Kutschpferd, etwa für Transport und Landwirtschaft. In Folge des 1. Weltkrieges verbreiteten die Clydesdales sich über die Grenzen Schottlands hinaus, eta nach Australien und die USA. Speziell in Nordamerika ist die Faszination für die Rasse ungebrochen. Trotzdem sind Clydesdale Pferde heute eine gefährdete Rasse, die weltweiten Bestände gehen leider immer weiter zurück. Wir stemmen uns dagegen und brechen eine Lanze für die Gentle Giants.

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Einige Zahlen und Fakten


Je nach Quelle sind über 200 verschiedene Pferderassen dokumentiert, wovon einige aber auch nicht mehr existieren. Davon sind knapp 40 Kaltblüter.

Die Wohlfühltemperatur liegt bei uns Mitteleuropäern um die 22 Grad Celcius, bei Pferden sind es nur 5. Daher keine Angst vor tiefen Temperaturen, Pferde können damit umgehen. Aber immer für ausreichend Futter sorgen.

Der wohl bekannteste Clydesdale Hengst hörte auf den Namen "The Baron o' Buchlyvie", wurde aber leider nur 14 Jahre alt. Um das Pferd entwickelte sich ein erbitterter Kampf der Besitzer, welcher letztlich in dem aus heutiger Sicht unglaublichen Kaufpreis von über €770.000 mündete. Das Skelett von Baron ist heute noch im Kelvingrove Museum in Glasgow ausgestellt.

Während der Bestand an Clydesdale in Schottland allein im 19. Jahrhundert bei weit über einer Million lag, verschwand die Rasse nach dem 2. Weltkrieg fast vollständig. Heute geht man von ungefähr 6.000 Pferden weltweit aus, davon nichtmal 50 in Deutschland. Und von denen stehen 3 bei uns.

In der Landwirtschaft wurden Pferde und Ochsen zum Zug von Maschinen und Wagen eingesetzt. Pferde erreichen höhere Geschwindigkeiten, während Ochsen aus dem Stand heraus eine größere Kraft entwickeln. Pferde nutzen ihre Hinterbeine, Ochsen setzen alle vier Beine und die Brustmuskulatur ein.

Pferde werden oft als Gespann eingesetzt, da sich hierdurch die Leistung erhöht. Mit der Anzahl der Pferde steigt aber auch der Anspruch an den Kutscher. Während heute Ein- und Zweispänner die Regel sind, kann man Kaltblüter bei speziellen Veranstaltungen auch als Drei-, Vier-, Sechs- und manchmal Achtspänner erleben. Der Rekord stammt aus dem Jahr 1995, damals wurden 50 Pferde vor eine Kutsche gespannt. Und ja, es waren Clydesdales.

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Weiterführende Informationen


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